Einige einsame Altiplano-Straßenkilometer, Petroglyphen und sogar Saurierspuren weiter landen wir im tiefsten Canyon der Welt, dem über 3400 Meter tiefen Cañon de Cotahuasi. Vor allem die Vulkanlandschaft und die Pisten um den Canyon herum begeistern uns, wir landen wieder auf holprigen Nebenstraßen auf über 4000 Metern. Und das erste Mal müssen wir tatsächlich umdrehen, denn was in unserer Karte noch als Straße markiert ist, entpuppt sich als nicht befestigter, schottriger Serpentinenweg, der teils schon abgerutscht ist. Mit Blick auf den Abhang neben uns haben wir das erste Mal etwas Angst – und zwar beide! Zum Glück finden wir eine etwas breitere Kurve, um umzudrehen…

Als wir „unten“ in Nazca ankommen, würden wir eigentlich gern gleich wieder umdrehen. 30 Grad, Schwitzen und Moskitos – ich will wieder nach oben!!! Luxusprobleme, ich weiß…

Die Küstenregion um Nazca ist ebenfalls voll von Ruinen und vor allem Mumien. Hier hat man zahlreiche Massengräber mumifizierter Toter gefunden, mit bewusst praktizierten Schädeldeformierungen und in Hockstellung mit gebrochenen Knien.

Die Panamericana führt nördlich der Stadt weiter durch ziemlich öde, karge Wüstenlandschaft, außer Sand und Schutter fällt einem nichts fotogenes auf. Von oben betrachtet sieht das Ganze aber anders aus, auf einem Areal von 450 Quadratkilometern befinden sich riesige geometrische Zeichnungen im Sand, die Nazca-Linien. Man geht davon aus, dass die Tier-, Menschen- und Pflanzenzeichnungen sowie geometrische Formen zwischen 300 v.Chr. und 700 n.Chr. von Angehörigen der sogenannten Paracas- und Nazca-Kultur angefertigt wurden – warum? Sind es Darstellungen von Sternbildern, ist es ein Agrarkalender oder eben doch das Werk von E.T. – dazu gibt’s viele Theorien. Jedenfalls ist die Existenz dieser Linien ziemlich beeindruckend, zumal die größten Formen um die 100 Meter groß sind. Die Zeichnungen sind relativ exakt, dafür dass sie höchstwahrscheinlich von den Urhebern gar nicht aus der Luft betrachtet werden konnten!

Zu dem echt ätzenden warmen Sommerwetter hier gesellt sich übrigens noch starker Wind. Um dieses Wetter überhaupt ertragen zu können, verziehen wir uns daher an den Strand! Wir packen in Paracas das erste Mal seit sechs Monaten wieder die Kites aus und entschließen uns zu einem spontanen Urlaub vom Urlaub…

„The Noah’s Ark of Modern Times“ – Peru zählt zu den Ländern mit der größten Biodiversität weltweit. Die Küste, die andinen Regionen und der Amazonas, Peru hat einfach alles – 84 der weltweit vorhandenen 104 klassifizierten Lebensräume findet man hier. Für Botaniker oder für die, die „vögeln“ möchten („birding“ ist der englische Fachbegriff 😉 ) ein Paradies. Auch vor der Halbinsel Paracas schafft der enorme Fischreichtum Lebensraum für zahlreiche Seevogel- und Robbenarten. Schon zum Frühstück besuchen uns hier am Strand Flamingos und die tolpatschig wirkenden Pelikane.

Konstanter Wind, wenig Leute, perfekter Standplatz direkt am Meer – ich glaube, wir bleiben ein wenig hier! Dafür könnten wir ja einfach ein paar der kommenden Steinhaufen im Norden auslassen, irgendwo muss man schließlich Prioritäten setzen!