In San Pedro de Atacama wieder angekommen akklimatisieren wir uns erst mal ein wenig, treffen altbekannte Brasilianer und neue Deutsche, mit denen wir einige Abende erst bei Pisco und dann leider bei Tee verbringen. Tobi plagt eine starke Gastritis, und so setzen wir erst mal Schonkost auf den Speiseplan. Schadet sowieso nichts, wir wollen uns eh ein wenig schonen, bevor’s in die Höhen des Altiplano geht. Wir lernen Francisco und Carla kennen, zwei Brasilianer mit LandRover, und verabreden uns, die bolivianische Lagunenroute gemeinsam zu fahren. Ein LandRover mit Winch, kann uns ja nicht schaden – wobei, die Beziehung zwischen LandRover- und VW-Bus-Fahrern ist ja so eine Sache… 😉

Nachdem wir uns wieder fit fühlen, gibt’s noch einen Sandboarding-Tag zum Abschied von unseren anderen brasilianischen Freunden – see you on the road! Der Bus bekommt (von zwei Nürnberger Landsmännern) noch einen übrigen Reservekanister geschenkt, und wir füllen unsere Lebensmittel-, Diesel- und Wasserreserven nochmal ordentlich auf.

Als wir aufbrechen und unsere Ausreise bei der chilenischen Immigration in San Pedro abstempeln lassen wollen, müssen wir dann dort leider noch eine weitere Nacht verbringen. Der Pass nach Bolivien ist wegen Nebel und Schneefall geschlossen. Am nächsten Tag klappt es, und nach wenigen Kilometern östlich von San Pedro de Atacama erreichen wir mit ordentlich Geschaukel die bolivianische Grenze, statt Schnee begrüßt uns ziemlich starker Wind. Ab jetzt erwartet uns das Altiplano, das Hochland mit seinen faszinierenden Vulkanen, schneebedeckten Berggipfeln, sandigen Pisten und schimmernden Lagunen. Wir bewegen uns nun konstant irgendwo zwischen 4200 und 5000 Metern. Durch Wind und Sand sind wir inklusive unseren Autos ziemlich schnell eingestaubt, wir haben schon nach wenigen Stunden das Gefühl, eine Staublunge zu haben.

Straßenführung heißt hier oben „Such dir eine Piste aus“ – es gibt sandige und steinige Varianten mit mal mehr, mal weniger Waschbrettoption – für uns aber sehr gut machbar und traumhaft schön!

Wir fahren von einer Lagune zur nächsten und schießen mal wieder viel zu viele Fotos (die Flamingos sind unsere neuen Pinguine). Das Wasser der Lagunen spiegelt wegen Einlagerungen von Mineralien wie Blei, Brom oder Kupfer und je nach Sonneneinstrahlung in den unterschiedlichsten Farben.

Dieses Mal vertragen wir die Höhe sehr gut – vielleicht tut uns die Alkoholabstinenz tatsächlich mal gut…? Auf Schlafhöhen von 4600 Metern wachen wir zwar öfters auf, haben aber keinerlei Probleme mehr wie Kopfschmerzen oder Übelkeit. Auch die nächtlichen minus 10 Grad sind mit Schlafsäcken und unserer zum Glück funktionierenden Standheizung super zu ertragen. Trotz der Kälte ist das nächtliche Bad in den Thermas Chalviri, einer heißen Quelle an der Laguna Chalviri, ein Muss – allein der Sternenhimmel des Altiplanos ist ein Grund, hier hochzufahren!

Die Autos haben ein wenig Startprobleme mit der Höhe, der Diesel versulzt bei den niedrigen Temperaturen. Also parken wir die Fahrzeuge abends mit Motor in Richtung Sonnenaufgang, morgens wird der Motor erst mal freigemacht, der Luftfilter geleert und dann der Dieselfilter und der Motorblock mit etwas warmem Wasser aufgeweckt – klappt, nach einigen Anlassversuchen ist unser Bus jeweils schon vor 10 Uhr abfahrbereit. Nicht so unser brasilianischer LandRover, nach ein paar vergeblichen Anlassversuchen der dicken Maschine ist die Starterbatterie gleich leer und wir dürfen mal wieder als Service-Bus fungieren. Das ist schon eine ziemlich Ehre, wenn der VW-Bus dem Landy helfen darf! Wir haben’s auch prompt gefilmt – lieber Francisco, lass dir was einfallen, wir sind käuflich…

Nach 5 Tagen, vielen faszinierenden Lagunen und der meiner Meinung nach schlimmsten steinigen Straße, die ich jemals gefahren bin, erreichen wir Uyuni und den berühmten Salar. Die Salzwüste von Uyuni ist die weltweit größte ihrer Art und erstreckt sich über 160 x 135 km. Die Altiplano-Salare und -Seen sind Überbleibsel eines vor Jahrmillionen ausgetrockneten Binnenmeeres. Daher finden sich mitten in dieser riesigen weißen Ebene zahlreiche Inseln aus versteinerter Koralle sowie bis zu 1200 Jahre alte Kakteen – ein echt surreales Bild! Wir befahren den Salar nun während der Trockenzeit, und die Salzkruste sieht auch wirklich überall „pfurztrocken“ aus. Und so gibt es von uns keine Horror-Geschichte über’s Einsacken und Freischaufeln des Fahrzeugs wie wir es von einigen anderen Reisenden aus der Regenzeit kennen. Die Fahrt über den Salar macht Spaß: ein Blick auf den Kompass, die gewünschte Richtung aussuchen, Fuß auf’s Gaspedal und los geht’s – die nächsten 100 km wird sich nichts ändern, weiß bleibt weiß. Und übernachtet wird einfach mittendrin, da wird’s nachts fast ein bißchen unheimlich, da ist nämlich wirklich nichts um einen herum, gaaar nichts!

In Uyuni angekommen landen wir – wie viele andere Overlander – in der berühmt-berüchtigten Pizzeria Minuteman – empfehlenswert, unbedingt vorbeifahren! Der Besitzer Chris serviert in dieser staubigen, sauerstoffarmen Einöde doch tatsächlich auch glutenfreies Essen und so angeln wir uns gleich zwei Tage lang durch die Pizza-, Frühstücks- und Kuchenkarte – wir hatten echt schon lange keine Pizza mehr…