Türkisblaue Seen, schneebedeckte Berge und Gletscher, so weit das Auge reicht – wir sind wieder in Patagonien!

Zuerst aber wird noch ein kurzer Reparaturtag eingelegt. Wir haben uns nämlich beim Ausrangieren aus einem Park so auf die Bodenwellen konzentriert, dass wir doch tatsächlich einen Baum mit seinem dicken Ast übersehen haben. Rumps – PortaPotti lernt fliegen… Das Campingkloo, wohlgemerkt leer und unbenutzt (!), mitsamt Reservekanistern und Teilen der Holzdachkonstruktion haben wir damit abgeräumt. Wenn man nichts zu schrauben hat, schafft man sich eben ein wenig Arbeit!

Mit wieder positioniertem Obergeschoss müssen wir von Punta Arenas aus natürlich in den Torres del Paine, den wohl berühmtesten Nationalpark Chiles. Eine Nachbearbeitung der Farbsättigung der Bilder hier wäre eine Beleidigung der blauen Seen, strahlenden Gletscher und saftgrünen Täler. Den Mittelpunkt des Parks bilden die sogenannten „Torres“, die spitzigen Berge von Paine, die sich während unseres Aufenthalts aber ständig hinter Wolken verstecken. So sehen wir leider immer nur Teile der Türme, die Umgebung strahlt aber dafür um so mehr.

Im Park wimmelt es nur so von Backpackern, die mit Zelt und Campingequipment auf den Rundtrails den Park „abwandern“. Also machen wir uns natürlich auch auf in’s Wandergetümmel. Die obligatorische Hüttenübernachtung (keine urige österreichische Berghütte) fällt echt nett aus, mit zwei Amerikanern im Bettenlager und fast direkt am Grey-Gletscher. Der Abstieg gestaltet sich etwas wackelig, wie aus heiterem Himmel überrascht uns mal wieder starker Wind. Überhaupt werden wir in Feuerland und Patagonien jeden Tag – eigentlich ja jede Stunde – vom Wetter überrascht. Vier Jahreszeiten an einem Tag sind keine Seltenheit. Die erste Morgentoilette erfolgt im T-Shirt, kurz darauf halten wir die Autotür beim Aussteigen im Rückenwind krampfhaft fest, ziehen uns sämtliche Fleece- und Daunenschichten an, die wir dabei haben, und den Abend genießen wir dann bei prasselndem Regen und verzichten auf das Aufstellen unseres Zeltdaches, in der Angst, dass unser Zelt den nächtlichen Sturmböen nicht standhält. Unberechenbar! Zwei Tage, bevor wir im Torres del Paine angekommen sind, hat eine Sturmböe einen Reisebus erfasst, hier der Beweis:

Von Torres del Paine aus ziehen wir Richtung Osten über die Grenze wieder nach Argentinien weiter. Das Wetter macht nicht so mit, Regen und Wind, nasse Wäsche im Auto, uns friert’s – langsam wollen wir wieder in wärmere Gefilde…

Nächster Stopp ist El Calafate in Argentinien, der Ausgangspunkt für einen Besuch des Gletschers Perito Moreno. Der befindet sich im riesigen Nationalpark Los Glaciares. Der Gletscher ist 30 km lang, 5 km breit und 60 m hoch und man kommt ziemlich nahe ran, auch mit dem Boot. Er ist einer der wenigen weltweit, die noch wachsen. Er schiebt sich um bis zu 2 m täglich vorwärts und kalbt dabei riesige Eisbrocken. Wenn die Brocken mit voller Wucht ins Wasser fallen, Wellen auslösen und dann wieder auftauchen, kann das schon ein riesiges Spektakel sein. Um das zu sehen, muss man oft stundenlang auf den angelegten Stegen mit dem Finger am Auslöser stehen, um im richtigen Moment das perfekte Video zu drehen – außer man hat Dauer-Starkregen so wie wir. Daher hat uns etwas die Geduld gefehlt, durchnässt und durchgefroren noch eine weitere Stunde zu warten – sorry…

Next Stop: Äl Tschalldn, ääh, entschuldigung, El Chalten, Eldorado für Bergsteiger. Das gemütliche bunte Dörfchen liegt wieder am Eingang des Nationalparks Los Glaciares, diesmal aber am nördlichen Teil des Parks, nur ein paar Hundert Kilometer von Calafate entfernt. Von hier aus lassen sich der Fitz Roy und der Cerro Torre besteigen, die aufgrund ihrer steilen, spitzen Form und der schwierigen Witterungsverhältnisse (böser Wind!) aber sehr schwer zu bezwingen sind. Als Ottonormalverbraucher enden die zugänglichen Wege vor den Schneefeldern, danach heißt’s Gletscher-Hiking und ab an’s Seil. Wenn man da unten vor den Bergen steht, wundert man sich echt, dass so eine Besteigung überhaupt möglich ist… das überlassen wir auf jeden Fall den Huber-Buam und den anderen Profis!

Unser Highlight: wir haben den Cerro Torre in voller Pracht abgelichtet! Man sagt wohl, dass sich kein anderer Berg so oft in Wolken hüllt wie dieser. Nicht so an unserem Wandertag, das entschädigt ein wenig für die verhüllten Torres del Paine.

Auf der berühmt-berüchtigten Ruta 40 fahren wir weiter Richtung Norden, wir wollen bei Los Antiguos über die Grenze nach Chile und dort auf die Carretera Austral.

Wir nehmen einen Umweg über die Ruta 41, die entlang der chilenischen Grenze auf einer wunderschönen Piste durch die Steppe und über traumhafte Bergpässe führt. Hier kommen wir nicht so schnell voran, da wir ständig mit Foto, Film und Kucken beschäftigt sind. Der Grenzübergang nach Chile Chico läuft problemlos, der Grenzbeamte turnt ein wenig auf unserem Dach herum, wir lassen ihm unseren Knoblauch da und machen uns weiter auf den Weg Richtung Carretera Austral…