Mit Starkregen und Gewitter macht Autofahren nicht so wirklich viel Spaß. Leider ist das dem Herrn El Niño relativ egal, also Augen auf und durch…
Wir passieren die Region der Jesuitenmissionen entlang der paraguayisch-argentinischen Grenze. Europäische Jesuiten-Priester bevölkerten Anfang des 17. Jahrhunderts die Regenwälder Brasiliens, Paraguays und Argentiniens. Sie missionierten die ansässigen Guaraní-Indianer, bauten mit ihnen Siedlungen auf und bewahrten sie so vor Sklaverei und Hungersnot, „zivilisierten“ sie. Aufgrund verschiedener Auseinandersetzungen, u.a. aus Neid der Kolonialbehörden, wurden sämtliche Jesuiten jedoch im 18. Jahrhundert wieder aus Südamerika verbannt. Die Guaraní und ihre Siedlungen waren Sklavenhändlern und Banden ausgeliefert, die Siedlungen waren schnell verlassen und vom Urwald überwuchert. Ein paar der übrig gebliebenen „Steinreste“ der Dörfer sehen wir uns an, sie zählen auch zum UNESCO-Weltkulturerbe – mit uns unterwegs sind vor allem haufenweise Moskitos…
Unser nächstes Ziel sind die Esteros del Iberá, ein riesiges Sumpfgebiet in der Region Misiones im Nordosten Argentiniens. Hier haben wir den Tipp bekommen, unbedingt eine Nacht auf der Estancia San Juan Poriahú zu verbringen. Gesagt, getan, und wir verbringen zwei echt beeindruckende Tage dort. Die Estancias in Südamerika sind nicht mit deutschen Bauernhöfen zu vergleichen. Die Ranch Poriahú hat eine Dreiecksform, der längste Schenkel ist satte 32 Kilometer lang. Die 5000 Rinder, die hier leben, teilen sich mit 350 Vogelarten, Capibaras (Wasserschweinen), Affen, Kaimanen und Anacondas den Lebensraum. Der Besitzer Marcos überschüttet uns mit unglaublichem Wissen über alles, was kreucht und fleucht auf dieser Welt. Per Boot und PickUp zeigt er uns die Sümpfe. Wir hätten nie gedacht, dass wir hier in Argentinien Kaimane aus einem Meter Entfernung beobachten können und selbst auf der Straße vor ihnen ausweichen müssen. Marcos empfiehlt uns ein Bad im Sumpfgebiet: „You have five minutes, I mean, that’s a long time…“ So lange dauert es nämlich angeblich, bis sich der erste Piranha festbeißt und durch sein Zittern unzählige weitere anlockt. Wir belassen’s daher beim Angeln, und tatsächlich, nach nicht mal 30 Sekunden beißt einer an unser Fleischstückchen an, und schon taucht eine Horde weiterer Piranhas auf. Den geangelten Piranha verfüttern wir an den nächsten Kaiman – brrr…
Fast genauso schnell wie die Piranhas lassen sich auch die Kühe der Estancia anlocken. Wir halten in der Nähe einer Herde und Tobi und Marcos schleppen Säcke mit Mineralien zu den Futtertrögen. Als die Kühe das salzige Zusatzfutter wittern, galoppieren plötzlich knappe hundert Tiere in unsere Richtung – die können ganz schön schnell sein!
Nach dem ziemlich fleischhaltigen Abendessen geht’s dann bei Dunkelheit nochmal auf Richtung Sümpfe, um nach den Kaimanen Ausschau zu halten. Nur nicht auf irgendeinen Schwanz treten…
Die Übernachtung im Herrenhaus mit Vollpension und Rundum-Programm war unser persönliches Vor-Weihnachtsgeschenk!
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