Hätte man uns vor ein paar Jahren nach Uruguay gefragt – wir hätten es auf dem afrikanischen Kontinent gesucht und absolut keine Vorstellung von diesem kleinen Land gehabt. Wir wurden in den letzten Wochen eines Besseren belehrt: es ist wohl das fortschrittlichste Land Südamerikas, punktet mit einer relativ niedrigen Kriminalitätsrate und guten Arbeitsbedingungen. Es zählt zu den – ich glaube, es waren 15 – Ländern mit den besten Arbeitnehmerbedingungen weltweit, wahrscheinlich, weil es hunderte von Gewerkschaften gibt. Gestreikt wird hier laufend und in allen Branchen.

Uruguay hat eine Alphabetisierungsrate von mehr als 90%. Jedes Grundschulkind bekommt vom Staat ein Notebook geschenkt. Und der bis 2015 amtierende Präsident hat von seinem Gehalt (12.500 USD) wohl 80% gespendet, lebt auf einem Bauernhof in der Pampa und fährt einen hellblauen VW Käfer – sympathisch, oder? Nicht umsonst wird das grüne Land an der Küste als die Schweiz Südamerikas bezeichnet. Wir fühlen uns hier richtig wohl und sicher, alles erinnert ein wenig an unsere europäische Ordnung. Leider aber auch die Preise. Uruguay hat wenig eigene Industrie, daher sind sämtliche Importwaren, Markenprodukte, Autos und leider auch der Diesel ziemlich teuer.

Der neue Präsident, ein Mediziner, hat übrigens Cannabis legalisiert – das einzige Land momentan, in dem Kiffen erlaubt ist. Man kann sich für einen von drei Wegen entscheiden, um an „Flowers“ zu kommen: entweder man hält sich 6 Pflänzchen im eigenen Garten oder holt sich seine Ware als registrierter Kunde in der Apotheke oder aber man gehört einem Cannabis-Club an und bekommt am Monatsanfang eine Ration – nur Weiterverkaufen ist noch illegal. 

Die letzten Tage haben wir in Punta del Diablo und Cabo Polonia verbracht, Hippie-Dörfer an der Küste. Momentan ist Vorsaison, daher wirkt alles noch etwas ausgestorben. Zum Glück für uns, in zwei Wochen geht die Hauptsaison hier los und dann sind die Strandhütten und Cabañas voll von Touristen, Langhaar-Hippies und Cannabis-Geruch.

 

Wir haben noch ein wenig Zeit für deutsch-schweizerisches Grillieren an der Laguna Negra, deutsch-amerikanisches Kiffen in Punta del Diablo und deutsch-uruguayisches Warten auf Wind an der Laguna Garzon. Die ersten Wochen unseres Trips fangen gut an. Es ist immens, wieviele Eindrücke wir jetzt schon gesammelt und wieviele neue Bekanntschaften mit Menschen und ihren unterschiedlichen Lebenshintergründen und Reiseintentionen wir jetzt schon kennengelernt haben.

 

Nun geht’s wieder zurück ins Paraiso Suizo, dort wartet mittlerweile ein Paket mit Ersatzventildeckeldichtungen auf uns, die nehmen wir doch lieber mal mit, bevor wir unsere Anlaufstation im Paraiso Suizo endgültig verlassen…